“Der Kobold im Kopf:
Die Zähmung der Zwangsgedanken”

von Lee Baer

4. Auflage 2016,  184 Seiten, ISBN: 978-3456857145, ca. 19,95

Der amerikanische Psychologe Lee Baer, ein sehr erfahrener Therapeut auf dem Gebiet der Zwangserkrankungen, beschreibt in “Der Kobold im Kopf: Die Zähmung der Zwangsgedanken” sehr anschaulich, wie es zum Auftreten von Zwangsgedanken kommen kann, und welche therapeutischen Schritte hilfreich sein können.

Der Kobold im Kopf

Ein besonderes Augenmerk richtet Baer dabei auf die Sorgen, die viele Betroffenen haben, wie z.B. “Setze ich meine Gedanken in die Tat um?”, “Bin ich ein schlechter Mensch?” usw.

Die Auseinandersetzung mit diesen Sorgen, und die Erkenntnis, dass viele andere Menschen “ähnliche” Gedanken kennen, kann für viele Betroffene eine Erleichterung sein.

Das Buch bietet darüber hinaus eine gute Hilfe dahin gehend, wie Zwangsgedanken von anderen Erkrankungen, wie z.B. Depressionen, PTBS, Schizophrenie oder “psychopathischen” Tendenzen abgegrenzt werden können.

Buchrückseite:

Manche Menschen werden von schrecklichen Gedanken gequält und gefesselt. Es ist, als hätte ein Kobold oder Dämon sie fest im Griff: Mordgedanken, Phantasien von Missbrauch und Vergewaltigung, blasphemische Sätze, die laut hinauszuschreien sie sich gedrängt fühlen.

Das Leiden an diesen Zwangsgedanken treibt die betroffenen Menschen an den Rand des Suizids, weil sie nur so glauben verhindern zu können, dass aus den Gedanken Taten werden. Dabei ist die Befürchtung, dass dies geschehen könnte, in den allermeisten Fällen völlig unbegründet.

Die Therapie besteht denn auch darin, diese Gedanken nicht zu unterdrücken - was alles noch schlimmer macht -, sondern sich ihnen bewusst und direkt auszusetzen. Lee Baer vermittelt eine Reihe von Methoden, wie man in eigener Regie quälende Zwangsgedanken “zähmen” kann - verschweigt aber nicht, wo die Grenzen solcher Selbsthilfe liegen und bei welchen Symptomen unbedingt die Hilfe einer Fachperson in Anspruch genommen werden muss.””


Aus dem Inhalt:

“Negative Gedanken können sich beispielsweise darum drehen, einem unschuldigen Kind etwas anzutun, von einem hohen Gebäude oder einem Berg herunterzuspringen (...) oder jemanden vor die U-Bahn zu stoßen. Manche Menschen leiden unter sexuellen Vorstellungen, die sie selbst unannehmbar finden, und die sich auf Menschen, die sie kennen oder auch nicht kennen, oder sogar auf religiöse Figuren wie Gott, Jesus oder Maria beziehen können (...)” (S. 12)

“Mittlerweile habe ich mehrere Hundert Menschen mit negativen Gedanken kennen gelernt bzw. behandelt und dabei sind mir zwei paradoxe Umstände aufgefallen. Erstens hält sich jeder, der wegen negativen Gedanken zu mir kommt, für den einzigen Menschen auf der Welt, der unter diesem Problem leidet. Würden aber alle Leute, die in der USA unter negativen Gedanken leiden in einer Stadt leben, so wäre diese die viertgrößte Stadt der Vereinigten Staaten, d.h., nur New York, Los Angeles und Chicago hätten mehr Einwohner. Und zweitens quälen sich die Menschen, die unter negativen Gedanken leiden, oft mehr als Menschen mit jeder anderen mir bekanten psychiatrischen Störung und viele von ihnen haben bereits in Erwägung gezogen oder gar versucht, sich das Leben zu nehmen. Gleichzeitig vertrauen sich nur die wenigsten von ihnen einem Mitmenschen an - die meisten leiden still und heimlich vor sich hin.” (S. 15)

“Als weitere wichtige Erkenntnis über die negativen Gedanke lässt sich somit festhalten: Negative Gedanken bedeuten nicht, dass man tief in seinem Inneren ein schlechter Mensch ist (...) der Versuch, diese Gedanken zu unterdrücken, lässt sie nur noch stärker werden.” (S. 34)


Gesamteindruck:

Insgesamt handelt es sich bei “Der Kobold im Kopf: Die Zähmung der Zwangsgedanken” um ein Buch, dass jedem Betroffenen empfohlen werden kann – der einzige “Mangel” ist die leider immer noch etwas holprige deutsche Übersetzung des sehr guten englischen Originaltextes. Hier kann der Verlag sicher noch nacharbeiten.

Für alle, die deswegen lieber den englischen Text lesen wollen, hier noch kurz der Titel der englischsprachigen Originalausgabe: Lee Baer: “The Imp of the Mind” (auch als eBook erhältlich).

Bitte beachten Sie auch unsere Hinweise zu den Buchrezensionen.

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